Ellerbeks 6:0-Deckung lässt nach der Pause nur sechs Feldtore zu
Als das Licht in der Harbig-Halle erlosch, begann für die Handballmänner des TSV Ellerbek eine neue Ära. Vor dem Derby in der Regionalliga Nord gegen die SG Hamburg-Nord stellte sich die Mannschaft den rund 400 Zuschauern über die neue LED-Videowand als „Sympathieträger“ vor. Auf einer Fläche von 4,5 x 2,5 Meter flimmerten die Spieler in schneller Schnittfolge unterlegt von treibenden Rhythmen über den Bildschirm und stimmten das Publikum emotional auf das nachfolgende Duell ein. Wer aufmerksam zugesehen hatte, dem fiel aber auf, dass beim Anpfiff der Partie fünf der im Film aufgetreten Akteure fehlten. Neben den Langzeitverletzten Lennart Benkendorf und Georg Butenschön waren Jens Thöneböhn (Fingerbruch), Timo Tennenbaum (Urlaub) und auch Spielmacher Max Niemann (krank) nicht dabei. Und da zudem Kapitän Hennes Paulsen (Patellasehne) nur Siebenmeter werfen konnte, war die Ausgangslage für das TSV-Team schwierig. Dass es der Mannschaft dennoch gelang, den Gast mit 29:26 (16:15) zu besiegen, ist allein schon deshalb bemerkenswert. „Alle wussten, dass es auf jeden Einzelnen ankommen wird. Und alle haben ihren Anteil zum Sieg beigetragen“, hob Trainer Matthias Karbowski die mannschaftliche Geschlossenheit hervor, die die 6:0-Abwehr besonders in der zweiten Halbzeit zeitweise zu einem Bollwerk werden ließ, so dass dem Gegner nur noch sechs Tore aus dem Spiel heraus gelangen.
Regelauslegung der Schiedsrichter begünstigte den Gegner
Dass Hamburg-Nord die Partie trotzdem bis in die Schlussminuten offen halten konnte, hatte zwei Gründe. Zum einen wehrten die Torhüter Lukas Baatz und Lino Karras mehr Bälle ab als Ellerbeks Duo Alex Pinski/Florian Knust. Und zum anderen bevorteilte die Regelauslegung des Schiedsrichtergespanns Lauenroth/Scepanik (Suchsdorfer SV) die Gäste, deren Angriffsspiel auf schnelle Ballgänge und Durchbrüche zum Kreis ausgelegt war, während Ellerbek das gebundene Aufbauspiel mit Positionswechseln und Kreuzungen im Rückraum bevorzugte. Da die Schiris bei Wurfbehinderungen im Zweikampf schnell auf Siebenmeter entschieden und Zeitstrafen aussprachen, bekam die SG insgesamt zehn Siebenmeter zugesprochen (Ellerbek: 2), und TSV-Spieler kassierten sechs 2-Minuten-Strafen (SG: 4). „Wir Trainer waren sicher nicht mit allen Entscheidungen einverstanden“, sagte Karbowski nach der Analyse mit seinen Kollegen Jonas Mecke und Tarek Fejry. „Aber wir müssen unbedingt unsere Seitwärtsbewegung im Deckungsverband verbessern, damit wir ähnlich auftretende Gegner besser in Schach halten können“, erklärte der Coach.
Lasse Finck und Yannick Wrede gaben wichtige Impulse
Obwohl der „Star“ des Abends die Mannschaft war, wäre der Sieg ohne die Leistungssteigerung einzelner Spieler kaum möglich gewesen. Es war schon herausragend, wie Lasse Finck, der in den vorangegangenen Spielen nur wenig Einsatzzeiten bekommen hatte, in der Rückraummitte Regie führte. Er leitete nicht nur immer wieder Kreuzungen ein, ihm gelangen auch einige Anspiele an den Kreis, und er war mit sechs Treffern zugleich der zweitbeste Torschütze im Team. Erfolgreicher war nur noch Niklas „Banger“ Benkendorf, der trotz durchschnittlicher Quote (40 %) nie aufsteckte und ständig für Gefahr aus der Distanz sorgte. Mit Yannick Wrede überzeugte auch einer der Youngster. „Stelze“ spielte im Angriff mutig und warf drei Tore, stand aber auch stabil in der Deckung. „Das hat uns sehr geholfen“, sagte Trainer Karbowski. Lob durfte auch Simon Rix einheimsen. Der Linksaußen, der aufgrund der Ausfälle zum zweiten Mal in Folge viel Spielzeit bekam, scheiterte zwar mit vier Abschlüssen an den starken Torhütern der Gäste, ließ sich aber nicht entmutigen und traf in der Schlussphase zum 23:21 und zum 25:23.
Ein Mittelblock wie eine Wand
Große Souveränität über die gesamte Spielzeit strahlte der Mittelblock in der 6:0-Deckung aus. Die Brüder Lasse und Alex Most machten die Schotten dicht und bildeten nach der Pause mit Benkendorf und Wrede eine kaum zu überwindende Wand. Mats Quardfasel, mit bis dato 24 Treffern einer der besten TSV-Schützen, gab sich dieses Mal mit einem Tor zufrieden. Der nervenstarke Rechtsaußen machte aber das vorentscheidende 28:26 (59.) von rechts außen, obwohl er seine erste Chance (38.) vergeben hatte. Viermal war überdies Fynn Beutler erfolgreich, der mit seinem soliden Auftritt den Ausfall von Paulsen im rechten Rückraum kompensierte.
Gedränge an der Tabellenspitze und Ellerbek ist dabei
Durch die überraschenden Niederlagen des HSV Hamburg II bei Marne/Brunsbüttel und des MTV Lübeck beim THW Kiel II rückte die obere Hälfte der Tabelle noch dichter zusammen. Nach einem Viertel der Saison 2024/25 hat der neue Spitzenreiter Kiel (12:4) genau so viele Minuspunkte wie der Siebte TSV Ellerbek (8:4). Der Titelkampf ist mithin vollkommen offen, und der TSV Ellerbek, der noch nie in bester Besetzung antreten konnte und immer improvisieren musste, ist vorn dabei. Das freut natürlich auch die Sponsoren. Am Sonnabend wirkte die Hamburger Sparkasse mit den Filialen Schnelsen und Rellingen als Spieltagssponsor. Dank des Engagements der Haspa haben alle Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren bei Heimspielen des TSV Ellerbek in der laufenden Spielzeit freien Eintritt. Zum Handballderby erschienen auch die Repräsentanten der Haspa, Christina Dimitriou und Norbert Zobel (der auch das erste Mal als DJ die Halle zum Toben brachte) und das überlebensgroße Stoffmaskottchen „Manni, die Maus“, das kleine Geschenke an die vielen Kinder verteilte. „Das war eine tolle Aktion“, sagte TSV-Team-Manager Peter Paulsen zufrieden. mbd
TSV Ellerbek – SG Hamburg-Nord 29:26 (16:15)
Aufstellung (Tore/davon 7-Meter): Pinski, Knust; Niklas Benkendorf (7), Finck (6), Beutler (4), Wrede, Rix (je 3), Wedel (2), Paulsen (2/2), Stippel, Quardfasel (je 1), Lasse Most, Alex Most.
Spielverlauf: 0:1, 4:3, 6:4, 6:6 (11. Minute), 10:11, 14:11 (24.), 16:13, 16:15 – 19:15 (34.), 19:17, 21:18 (37.), 21:21 (41.), 24:21 (47.), 24:23, 26:24, 26:26 (56.), 29:26.
