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Hallenheft

Ellerbek gewinnt Drama gegen AMTV mit 29:28

Standing-Ovations: Der Schlusspfiff war schon lange ertönt, aber die über 200 Zuschauer standen noch
immer in der Harbig-Halle und applaudierten den Männern des TSV Ellerbek. Die Mannschaft hatte nämlich gerade ein denkwürdiges Spiel gegen den AMTV Hamburg in letzter Sekunde mit 29:28 (10:14) gewonnen, nachdem man nach 17 Minuten schon mit 4:11 in Rückstand gelegen hatte und alles auf eine klare Niederlage hinauszulaufen schien. „Eigentlich wollte ich den Ball vergraben“, sagte Torwart Alex Pinski und ließ die Sekunden nach dem letzten Wurf des AMTV, der vom Abwehrblock gebremst wurdeund ihm danach vor die Füße gefallen war, noch einmal Revue passieren. „Doch dann habe ich Tenne laufen sehen und den langen Pass gespielt.“ Und Timo Tennebaum pflückte sich den Ball aus der Luft und traf eine Sekunde vor Schluss zum umjubelten Sieg. Der Linksaußen, der für seine zehn Tore nur elf Versuche brauchte und dabei auch aus der Rückraummitte und vom Siebenmeter-Punkt erfolgreich war, avancierte damit zum „Man of the match“.

Offensive Abwehr war Schlüssel zum Erfolg

Auch wenn „Tenne“ vielleicht das Spiel seines Lebens machte, war der „Held“ des Tages die Mannschaft. Letztlich waren es acht Feldspieler, die sich nach der Disqualifikation von Lasse Most (36. Minute) zwar noch einem 13:17-Rückstand gegenüber sahen, deren Auftreten aber signalisierte, dass sie sich nicht aufgegeben hatten. Der Schlüssel für das stetig wachsende Selbstvertrauen im Team lag in der gelungenen Stabilisierung der Defensive. Die Grundlage dafür hatten die TSV-Trainer Matthias Karbowski, Jonas Mecke und Tarek Fejry in ihrer ersten Auszeit nach einer Viertelstunde (4:10) gelegt. Weil die 6:0-Formation aufgrund der Ausfälle von Hennes Paulsen, Max Niemann, Fynn Beutler und Jens Thöneböhn
dem Druck des AMTV nicht stand hielt, die Lücken im Verband zu groß waren und man in den Zweikämpfen zu häufig unterlegen war, entschied man sich für eine offensive Variante, bei der die
gegnerischen Rückraumspieler früh attackiert und deren Laufwege zugestellt und die Außen gepresst wurden. „Dadurch bekamen wir Zugriff auf die Angreifer und haben viele Bälle gewonnen“, sagte JonasMecke.

Rote Karte als Initialzündung

Dass man den Rückstand dennoch lange Zeit nur bis auf vier Treffer verkürzen konnte, lag an der Chancenverwertung, an der guten Leistung von Erik Schmidt im AMTV-Tor, aber auch an den TSV-Torhütern Alex Pinski und Florian Knust, die nur selten Paraden verzeichneten. Hinzu kam, dass das Schiedsrichter-Gespann Friemert/Grosch (Buchholz-Rosengarten) die Abwehraktionen Ellerbeks mit sechs Zeitstrafen und sechs Siebenmetern härter sanktionierte als die des AMTV (2×2 und ein 7-Meter). Insofern wirkte die zusätzliche Dezimierung des Kaders durch die rote Karte gegen Lasse Most, der den im Rückraum einlaufenden Tobias Höricke beim Heraustreten an der Wange getroffen haben sollte, auf das Team wie eine Initialzündung. In dieser Phase ragte Niklas Benkendorf als Schütze heraus, der mit seinen schnellen Treffern den Abstand von vier Toren nicht wieder wachsen ließ sondern sogar auf 15:17 und 18:21 verkürzte.

Benkendorf und Politz rissen alle mit

Benkendorf riss auch seine Mitspieler mit. Die fehlende Wurfkraft aus der Distanz wurde durch eine Erhöhung des Passtempos kompensiert, wovon vor allem Niklas Politz profitierte. Der Linkshänder, der im bisherigen Saisonverlauf im Schatten von Hennes Paulsen und Fynn Beutler gestanden hatte und der auch in der Anfangsaufstellung der Partie blass geblieben war, zeigte plötzlich, was in ihm steckt. Dank seiner Technik und Schnelligkeit riss er immer wieder Lücken und traf innerhalb von acht Minuten viermal. Aller Kampf der Ellerbeker schien jedoch vergeblich gewesen zu sein, als die Schiedsrichter nach dem 27:28 von Timo Tennenbaum 75 Sekunden vor Schluss erneut auf Siebenmeter für den AMTV entschieden und zudem eine Zwei-Minuten-Bankstrafe gegen Trainer Karbowski verhängten. „Ich habe mich aufgeregt, weil ich den Eindruck hatte, dass der AMTV auf Zeit gespielt hatte und das nicht gepfiffen wurde“, erklärte der Coach.

Show-down mit Karbowski, Pinski und Tennenbaum

Unfreiwillig hatte er jedoch damit den Show-down zur dramatischen Schlussphase eingeleitet. Torwart Alex Pinski drehte sich kurz zur Anzeigentafel um, wehrte den Ball von Jack Born ab, der zuvor fünfmal vom Punkt getroffen hatte, und Lasse Finck gelang im Gegenzug von links außen der Ausgleich zum 28:28. Gästecoach Tobias Skerka nahm seine letzte Auszeit – ihm und seiner Mannschaft blieben noch 29 Sekunden gegen fünf Ellerbeker Feldspieler. Anders als im Hinspiel, zwei Monate zuvor in Rahlstedt, als seiner Mannschaft in Unterzahl noch der glückliche Siegtreffer zum 29:28 gelungen war, schlug das Pendel diesmal in die andere Richtung aus. Der letzte Wurf blieb im Ellerbeker Block hängen; Pinskis langer Pass und der Abschluss von Timo Tennenbaum besiegelte eine Niederlage für den AMTV, die 75 Sekunden zuvor kaum jemand noch für möglich gehalten hatte. „Deshalb spielen wir Handball“, sagte Jonas Mecke, der sich in der Auszeit nach dem 26:28 (140 Sekunden vor Schluss) mit Kollege Karbowski für die Angriffsvariante mit dem siebten Feldspieler entschieden und damit das schnelle 27:28 befördert
hatte. Dass auch dieser Treffer auf das Konto von Tenne Tennenbaum ging, bedarf eigentlich keiner Erwähnung mehr. mbd

TSV Ellerbek – AMTV Hamburg 29:28 (10:14)
Aufstellung (Tore/davon 7-Meter): Pinski, Knust; Tennenbaum (10/1), Niklas Benkendorf (6), Politz (4), Finck (3), Quardfasel, Wrede (je 2), Alex Most, Wedel (je 1), Lasse Most; nicht eingesetzt: Stippel, Rix. Spielverlauf: 0:1, 1:1, 1:3, 2:5, 3:7, 4:7, 4:11 (17.), 6:11, 8:12 (23.), 10:13, 10:14 – 11:14, 13:17, 15:17 (38.), 15:19, 23:27 (53.), 26:27 (58.), 26:28, 29:28 (60.)

TSV Ellerbek gegen AMTV 29:28
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